Johann Gottfried Herder 1744-1803

  • geboren am 25. August 1744 in Mohrungen (heute Polen; Masuren)
  • gestorben am 18. Dezember 1803 in Weimar

Sohn des Schulleiters, Kantors und Glöckners Gottfried Herder und dessen Ehefrau Anna Elisabeth, geboren Peltz.

Der Philosoph und Theologe erhielt eine gediegene Schulausbildung. 1761 wurde er Kopist bei dem Diakonns Trescho, in dessen Bibliothek er zeitgenössische und antike Literatur kennen lernte.

1762 Studium der Medizin in Königsberg, danach jedoch (schon 1763) Theologie und Philosophie. Vor allem beeindruckte ihn Philipp Immanuel Kant, bei dem er u.a. Vorlesungen in Logik, Metaphysik und Moralphilosophie hörte: “Seine Philosophie weckte das eigene Denken auf, und ich kann mir beinah nichts Erleseneres und Wirksameres hierzu vorstellen, als sein Vortrag war.”

Zunächst schrieb Herder Rezensionen und Geschichte. Verschiedene Anstellungen in der Stadt gewährten ein recht sorgenfreies Leben. 1764 erschien seine Studie “Über den Fleiß in mehreren Sprachen”, die die für ihn bereits typischen Begriffe “Nationalcharakter” und “Genie” enthielten.

In seinen sprachphilosophischen Studien schrieb er, dass die literarischen Erzeugnisse aller Nationen durch den besonderen Genius der Volksart und Sprache bedingt wären.

1769 Abschied aus Riga, wo er ab 1766 lebte, und Reise nach Frankreich, wo er u.a. mit d’Alambert zusammentraf. Seine Zeit als reisender Fürstenerzieher begann. Auf seinen Reisen lernte er Lessing, Bode, Basedow, Hauptpastor Goeze und Mathias Claudius kennen.

Bei einem Reiseaufenthalt lernte er seine spätere Ehefrau Marie Karoline Flachsland kennen, die in ihm den Wunsch nach festen Lebensverhältnissen weckte.

In Straßburg kam es zum für die deutsche Literatur folgeschweren Treffen mit Goethe. Er machte Goethe aufmerksam auf Homer, Ossian, Shakespeare und die Volksdichtung.

Über seine Reise 1769 schreibt er das “Journal meiner Reise 1769”, in dem alle Ideen enthalten sind, die Herder später entfaltete, wie z.B. der Widerspruch von Literatur und Leben.

1772 erscheint die “Abhandlung über den Ursprung der Sprache”, in der er schreibt, dass der Mensch naturgesetzlich auf Sprache ausgelegt ist.

Seine Zeit in Bückeburg war eine Zeit intensiver kritischer Auseinandersetzungen und fruchtbarer Zusammenarbeit mit Goethe, Claudius und Bach.

Als Herder sich an der Universität Göttingen bewerben wollte, ereilte ihn 1776 der Ruf aus Weimar zur Ausstellung als Generalsuperintendant, Mitglied des Oberkonsistoriums und erster Prediger der Stadtkirche.

Es beginnt ein reiches literarisches Schaffen z.B. mit “Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele - Bemerkungen und Träume”, “Lieder der Liebe”, mit einer darin enthaltenen Übersetzung des Hoheliedes Salomons, die Volkslieder (später “Stimmen der Völker in Liedern”).

1785 begann Herder mit der Herausgabe seines großen Hauptwerkes “Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit”, in dem er darstellt, dass der Mensch zur Humanität bestimmt ist, die in der Religion ihre höchste Form findet.

Mit seiner historisch- genetischen Geschichtsbetrachtung trug er wesentlich zur Entfaltung der historischen Wissenschaften bei.

Vor der Stadtkirche zu Weimar (auch Herderkirche genannt) wurde ihm 1850 ein Standbild errichtet, zu welcher Gelegenheit Franz Liszt Szenen aus Herders Drama “Der entfesselte Prometheus” vertonte.

Diese Denkmal in Weimar ist das erste, das an einen Klassiker erinnert. Der Platz vor der Kirche wurde nach Herder benannt.

Herder zählt neben Goethe, Schiller und Wieland zu den vier bedeutenden Persönlichkeiten der Weimarer Klassik.